Startseite > Uncategorized > Vollversammlung des ÖRK in Karlsruhe – 4. Tag

Vollversammlung des ÖRK in Karlsruhe – 4. Tag

Im thematischen Plenum des heutigen Tages ging es um die Bekräftigung der Ganzheit des Lebens. Systemische Ungerechtigkeit wurde angesprochen und lebensbejahende Alternativen aufgezeigt. Vertreter:innen von Kirchen aus dem globalen Süden kamen zu Wort.
«Kapitalismus tötet» – wenn wir diesen Satz in einem schweizerischen Kontext aussprechen, geraten wir in Verdacht, uns einer linken bis linksextremen Ideologie zu verschreiben. Und es ist ja tatsächlich so, dass ein auf Konkurrenz und freier Entfaltung aufbauendes Wirtschaftssystem den Menschen im Westen viel Wohlstand ermöglicht hat – allerdings auch eine Menge von hochproblematischen Nebenwirkungen, zu denen die Klimakatastrophe gehört.
Wenn wir auf unsere Schwestern und Brüder im Süden hören, dann ist der Satz «Kapitalismus tötet» keine linke Ideologie, sondern tagtägliche Lebenserfahrung. Das ist mir am heutigen Tag der Vollversammlung des ÖRK wieder einmal bewusst geworden. Als Christ:innen ist es unsere Aufgabe, diese Stimmen des Südens zu hören und sie in unsere Gemeinden und unsere Gesellschaften zu tragen. Wir können nicht anders, als eine weltweite, ökumenische Perspektive einzunehmen. Und wir können unseren Gemeinden unangenehme Wahrheiten, den Blick auf die vulnerablen Menschen nicht ersparen.
Wie gelingt es uns, dabei zu zeigen, dass wir uns nicht einer säkularen Ideologie verschrieben haben, sondern den Schwestern und Brüdern, die durch die gegenwärtige Ausgestaltung unseres Wirtschaftssystems ihrer Lebenschancen beraubt werden? Wie gelingt es uns, die Dringlichkeit eines Umdenkens angesichts des Klimawandels deutlich zu machen, ohne in apokalyptische Szenarien zu verfallen und Resignation oder Radikalisierung zu befördern?
Es kann nur gelingen, wenn wir die hören und sichtbar machen, die unter den gegenwärtigen ökonomischen Strukturen leiden und unter der drohenden Zerstörung von Lebensraum. «Compassion» ist einer der zentralen Begriffe dieser Vollversammlung. Wo das Leiden Mitgefühl weckt und die Liebe Christi uns dazu fähig macht, uns von Herzen mit anderen zu verbinden, wird Veränderung, Einheit und Versöhnung möglich. Es ist keine Ideologie, welcher Couleur auch immer, die uns dazu treibt, strukturelle Ungerechtigkeiten, Ausbeutung und die Verletzung von Menschenrechten anzuklagen, sondern die herzliche Verbundenheit mit den Verletzlichen, in denen uns Christus begegnet.
Wir müssen eine Sprache finden, die deutlich macht, dass es das Mitgefühl mit den Betroffenen ist, welches uns zur Anklage und zum Handeln treibt. Wir müssen eine Sprache finden, die auch denen Respekt entgegenbringt, die in den ökonomischen Strukturen handeln und gerecht, menschlich handeln möchten. Und wir sind uns bewusst, dass es nicht an uns ist, diese Welt zu retten, sondern dass wir auf Gottes Zukunft setzen sollen. Wer aber auf Gottes Zukunft setzt, kann nicht wegschauen, wenn Menschen verletzt und ihrer Lebensgrundlagen beraubt werden.
Am Nachmittag fand die erste Beschlussfassungs-Session statt, bei der 8 Präsident:innen gewählt wurden, sechs aus den verschiedenen Weltregionen und zwei Vertreter der Orthodoxie. Für Europa wurde Rev. Prof. Dr. Susan Durber von der United Reformed Church UK gewählt.

Werbung
Kategorien:Uncategorized
  1. Du hast noch keine Kommentare.
  1. No trackbacks yet.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: