Engel beherbergen

In unserer bernischen Landeskirche gibt es eine schöne Tradition. Am 1. Sonntag im Februar ist der sog. Kirchensonntag zur Erinnerung an die Berner Reformation im Jahr 1528. Dann soll nach Möglichkeit der Gottesdienst nicht vom Pfarrer gestaltet werden, sondern von Gemeindegliedern und Leuten, die zum Thema etwas zu sagen haben. Darin kommt der Gedanke des „allgemeinen Priestertums“ zum Ausdruck. PfarrerInnen haben zwar in unserer Kirche einen besonderen Auftrag, aber keinen geistlichen Vorrang, bilden keinen klerikalen Stand.

In diesem Jahr ist das Thema „Willkommen – Gastfreundschaft in unserer Kirche“. Dazu gibt es einen wunderschönen Vers aus dem Hebräerbrief (Heb 13,1-2):

„Die Liebe zu denen, die euch vertraut sind, bleibe! Die Liebe zu denen, die euch fremd sind, aber vergesst nicht – so haben manche, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.“

Gastfreundschaft hat tatsächlich viel mit Liebe zu tun. Gastfreundschaft ist eine Haltung, die sich vermutlich nirgends deutlicher zeigt, als in unserem Umgang mit Fremdem und Fremden. Und dem Engel begegnen wir nur, wenn wir uns dem Fremden öffnen. Ich finde, das ist eine kraftvolle und weltzugewandte Engellehre. Es müssen wirklich nicht Männer (oder Frauen) mit Flügeln sein, die Engel.

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